Anlässlich des Gedenktags an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 fand in der Dorothea-Schlözer-Schule am 9.11.2021 ein Zeitzeugengespräch mit der Holocaustüberlebenden Eva Szepesi und ihrer Tochter Anita Schwarz statt. Teilgenommen haben Schüler:innen der Fachschule für Sozialpädagogik.
In einem Film wurde zunächst die Geschichte von Eva Szepesi und ihrer Familie vorgestellt. Der Film ist hier abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=BL_wRty3E88. Anschließend las Eva Szepesi aus ihrem Buch „Ein Mädchen allein auf der Flucht“. Eva Szepesi kam in einem Viehwaggon am 2.11.1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau an. Damals 12 Jahre alt, erlebte sie es als sehr demütigend und schmerzhaft, wie ihr die letzten Erinnerungsstücke an eine glückliche Kindheit genommen wurden: eine blaue Strickjacke wurde von einer Aufseherin weggekickt, ihre Zöpfe wurden ihr einfach abgeschnitten. Auf Hinweis einer slowakischen Aufseherin gab sie sich als 16jährige aus und ist so vermutlich der Gaskammer entgangen. Eva Szepesi erlebte die Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 mit, sie wurde von einem russischen Soldaten gerettet. Sie war völlig ausgehungert und sehr durstig, da sie über eine Woche lang keinerlei Nahrung erhalten hatte.
Dass die Schrecken des Holocaust mit der Befreiung nicht endeten, wurde deutlich, indem Tochter Anita Schwarz von ihren eigenen Erfahrungen als Jüdin in Deutschland berichtete. Eva Szepesi endete mit dem Hinweis an die Schüler:innen: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was damals geschehen ist, aber ihr seid verantwortlich für das, was in der Zukunft geschieht!“
Stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler bedankte sich David List aus der FS21-3 bei den Referentinnen für ihr Kommen mit einem Gedichtvortrag. Alle Teilnehmer:innen hielten im Gedenken an die Opfer des Holocaust eine Schweigeminute ein.
Vor sieben Jahre wurde die Dorothea-Schlözer-Schule in das Netzwerk Schule ohne Rassismus aufgenommen. Eine große Mehrheit der Schüler:innen, Lehrkräfte und an Schule beschäftigen Menschen hat sich dazu verpflichtet, sich für Demokratie und Vielfalt, gegen Diskriminierung einzusetzen.
Ziel ist es, ein Schulleben zu gestalten, in dem sich alle Schüler:innen und Lehrkräfte wohlfühlen und ungestört lernen und arbeiten können. Dazu ist Aufklärung notwendig und der Mut, dann einzuschreiten, wenn wir Diskriminierung bemerken. Nur so kann die Demokratie erhalten und weiterentwickelt werden, zu einer bunten, vielfältigen Gesellschaft, in der man sich gegenseitig respektiert. Deshalb führt die AG Schule ohne Rassismus in dieser Woche jeden Tag in der 2. Pause eine Aktion durch, in der Schüler:innen sich im grünen Forum an einer Pinnwand zum Thema „Diskriminierung“ beteiligen und informieren können. Interessentinn:en, die bei der AG mitarbeiten möchten, sind herzlich eingeladen zum nächsten Treffen am Mittwoch, 24.11.2021 um 15 Uhr in Raum A314.